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Von der Konzernkarriere direkt an den Strand von Marokko
von Doris Gross www.sweetspotmag.de
Ein Leben in der Sonne, täglich von Sonnenstrahlen und Wellen umgeben. Urlaubern das Surfen beibringen und das Leben in voller Größe genießen, so sieht derzeit Franziska Sieglers Leben aus. So hat sie, die sich selbst Franky nennt, ihr Leben aber nicht immer gesehen. Stattdessen beschreibt sie ihr Leben vor Marokko eher als typisch deutsch und sehr stark auf Funktionalität ausgerichtet.
Als Designerin im Esprit Konzern war sie es gewohnt, spät nach Hause zu kommen. Für Hobbys, Freunde und Selbstverwirklichung war nur Platz, wenn auch die Zeit dafür gegeben war. Als Ausgleich hatte sie aber dafür einen spannenden Job, der ihr eine gesicherte Zukunft bieten sollte – bis sie ihren Job verlor und damit ihr ganzes Leben sich änderte. „Ich hatte meinen ersten Solourlaub in Marokko in einem Surf Camp gebucht. Das war im September 2015. Noch in der ersten Woche beschloss ich, einfach hier zu bleiben. Das Land und die Leute hatten mich einfach fasziniert, Das Leben war hier so anders – so einfach und herzlich. Besonders in meinem kleinen Fischerdörfchen an der Atlantikküste. Der ausschlaggebende Grund um hier zu bleiben, war jedoch meine große Leidenschaft, das Surfen. Dieser Ort ist einfach ein Paradies für Wellenreiter. Sonne, Meer, endlose Strände und Wellen, Wellen, Wellen“.
Für ihren Traum von Freiheit hat Franziska ihr Leben mit Sicherheitsnetz aufgegeben. „Ich hatte gerade zwei Tage vor meinem Urlaub in Marokko meinen Job verloren und es bot sich mir einfach ein neues Leben an – ein Neuanfang ohne großes Grübeln; all das, was ich schon immer machen wollte. Losgelöst sein und frei. In dem Moment war ich mir des Risikos ehrlich gesagt nicht bewusst, aber ich spürte, dass es das richtige für mich war. Einfach machen und hinein in das Abenteuer. „So lapidar es sich auch anhört, ich bin einfach aufgewacht und wusste, dass ich hierbleiben will; am Meer, surfen und der Leichtigkeit des Seins etwas näher kommen.
Nach eineinhalb Jahren lernte Franziska dann ihren Freund und späteren Businesspartner kennen, mit dem sie fortan nicht nur ihre Leidenschaft teilen, sondern ebenfalls ihren Traum leben konnte. „2017 machten wir unser Hobby zum Beruf und machten uns als Surflehrer mit einem kleinen, gemütlichen und typisch Marokkanischen Surf Camp in dem kleinen Fischerort Tamraght selbstständig. Die Idee vom Surf Camp war um ehrlich zu sein nicht unbedingt mein Plan. Das hatte sich so ergeben. Eines führte zum anderen und es passte einfach perfekt. Wir haben alles selbst aufgebaut und ein Hotel eröffnet, welches im typisch marokkanischen Riad-Style designed ist. Ein tolles Team unterstützt uns und wir haben eine tolle Zeit mit unseren Gästen. Unser Büro ist oft der Strand und das Meer – für uns ein wahr gewordener Traum. Doch ist auch bei uns aller Anfang schwer. Das erste Jahr ist bekanntlich das härteste. Nicht immer kommen Gäste – und ab und zu ist auch stillstand. Das resultiert zwar ab und an in Kopfweh, aber ich glaube an unser Businesskonzept und an unser Surf Camp „Wave Gypsy Surf & Yoga“.
Privat hatte ich meine Herausforderungen eher mit kulturellen Unterschieden, wie beispielsweise dem Eingewöhnen in eine andere Wahrnehmung von Zeit. In Deutschland passieren Dinge pünktlich, in Marokko eher gemächlich. Entschleunigung wahrnehmen und annehmen. Hektik und Druck abfallen lassen. Das Ergebnis ist bei beiden Wegen das gleiche, aber das Gefühl bis dahin ist entspannter. Aber natürlich auch das von vorne Anfangen und das Selbstvertrauen, dass man all das auch schaffen kann – sich selbst treiben lassen. Ich hatte keinen Plan parat, außer dem, dass ich surfen und raus wollte aus meinem alten Leben. Wenn ich eines also gelernt habe über die letzten drei Jahre hier in Marokko, dann, dass sich am Ende ja alles irgendwie fügt. Mittlerweile bin ich entspannter und mehr bei mir – ganz im Marokko-Style. Ich lebe eher improvisiert und zweckmäßig, aber bin in vielen Dingen trotzdem noch sehr deutsch; Pünktlichkeit, Organisation. Da komme ich schon mit der Mentalität ab und zu an meine Grenzen, aber ich habe gelernt mit mehr Gelassenheit zu leben. Ebenso habe ich gelernt, dass ich alles erreichen und lernen kann, wenn ich nur will. Ich bin mein eigenes Limit.”
Franziska war schon immer etwas anders als die Anderen. Das Fing bei der Wahl der Kleidung an bis bis zu ihrem eigenen Kopf der immer die Dinge anders machen wollte als Andere es gemacht hatten. “Ein Designstudium wäre damals nicht unbedingt das Studium gewesen, um einen erfolgreichen Job zu bekommen. Heute sieht das ja schon anders aus. Ich bin froh, dass ich mir immer treu geblieben bin und ich die Dinge so in die Hand nehme, wie sie mir liegen und nicht immer dem Gesellschaftsdruck folge. Das Surfen hat mir vor drei Jahren ein ganz neues Gefühl von Freiheit gegeben. Im Meer fühle ich die Leichtigkeit und die Kraft. Das ist einfach perfekt. Ich liebe die Freiheit, Dinge zu tun, die ich mag. Es ist zwar auch hier nicht jeder Tag Urlaub, aber das Arbeiten erlebe ich hier entspannter. Auch wenn ich hier nicht jeden Tag immer nur surfen kann, weil ich eben doch auch wirklich arbeiten muss, ist es befreiend zu wissen, dass wenn gar nichts mehr geht, kann ich mir eben doch das Brett schnappen und ab ins “Meer ein Paar Wellen reiten.“ In einem Surf Camp zu leben, heißt aber auch ständig von einer Community umgeben zu sein. „Anfangs treffen sich Fremde, die das gleiche Hobby teilen, aber schon nach kurzer Zeit wächst man zusammen und teilt die Begeisterung. So sind schon einige schöne Verbindungen zum Surfern entstanden, die anfangs hier als Gäste angekommen sind und als Freunde abgereist sind.”
Das Surf Camp ist vielleicht erst der Anfang, ist sich Franziska sicher. „Wer weiß, was die Zukunft für mich noch bereithält. Ich habe hier gelernt offen zu sein und Möglichkeiten zu erkennen und umzusetzen. Ich spiele derzeit mit der Idee mein kleines Label Wave Gypsy weiter zu treiben und gestalten. Ich habe damit vor zwei Jahren hier in Marokko begonnen und bin immer noch fleißig dabei kreativ zu sein. Ich liebe es, mich von Marokko mit all seinen Farben inspirieren zu lassen. Ich lasse auch meine Freunde an meiner Entwicklung über Instagram und Facebook teilhaben. Erstaunlicherweise scheint das sogar mehr Leute zu interessieren, als ich anfangs dachte. Mal sehen wohin mich das noch führen wird.“
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